Ziele der pädagogischen Arbeit

Unser Bild vom Kind

Das Kind ist von „Anfang an“ kompetent und stark, in dem Sinne, dass es selber Akteur seiner Erfahrungs- und Lernprozesse sein will.

Dieses Phänomen erleben wir im Alltag  immer wieder, wenn Kinder in vielfältiger Weise ihren Willen, ihr Interesse und ihre Bedürfnisse zum Ausdruck bringen. Selbst sehr kleine Kinder haben schon einen großen Drang, alles in ihrer Umwelt zu erforschen und hierzu alle ihre Sinne einzusetzen. Um etwas für sich verstehen, begreifen und in seiner Bedeutung einschätzen zu können, entwickeln sie einen starken Eigensinn und eine unermüdliche Eigentätigkeit, bis sie diese „spezifische“ Situation, dieses Objekt, diesen Vorgang, diese Herausforderung für sich zufriedenstellend bewältigt und eingeordnet haben. 

In der modernen Kindheitsforschung spricht man in diesem Zusammenhang von dem „aktiv konstruierenden Kind“, das sich selber die Welt aneignet, Verhaltensmuster entwirft und sich ein Bild von der Welt macht, ihr „einen Sinn“ gibt. Diese Selbsttätigkeit des Kindes wird heute als Grundlage seines Bildungsprozesses gesehen, der im Grunde genommen ein Selbstbildungsprozess ist.

Das kleine Kind erklärt sich seine Welt über die Wahrnehmung und zwar über die Fernsinne (Augen, Ohren, Nase), den Körper (Tastsinn, Temperatur und Körpergrenzen) und die Gefühle.

Da dieses Geschehen von Beginn an ein sehr komplexer innerer Verarbeitungsprozess  im kleinen Kind ist, an dem die Sinnesorgane, der Körper, die Gefühle, das Denken und das Gedächtnis mitwirken, schenken wir diesen Wahrnehmungsleistungen der Kinder eine große Aufmerksamkeit.

Selbstwert und Selbstwirksamkeit

Wir alle möchten, dass sich unsere Kinder wohlfühlen. Wir möchten, dass sie Stolz und Freude zeigen können. Sie sollen sich selbst motivieren, ihre Impulse kontrollieren, Initiative zeigen, keine Angst vor Fehlschlägen haben, gut mit Kritik umgehen können, selbstständig sein, ihre eigenen Schwächen und Stärken gut einschätzen können. Unsere Kinder sollen folglich ein stabiles Selbstwertgefühl entwickeln und sich als effektiv und kompetent in unserer Welt erleben.

Nach Seligmann (1999) gibt es keinen wirksameren Prozess für die Entwicklung eines stabilen Selbstwertgefühls als das Lehren erfolgreichen Handelns. Wenn Kinder Herausforderungen meistern, wirksam an etwas arbeiten, mit geeigneten Strategien Frustration und Langeweile besiegen und über sozial akzeptable Durchsetzungsfähigkeiten verfügen, dann wird durch dieses Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ein gutes Selbstwertgefühl als Nebenprodukt gelungenen Tuns entstehen. 

Entscheidend für uns ist, den Kindern vielfältige Handlungsmöglichkeiten anzubieten durch die Gestaltungs- und Angebotselemente in den Räumen und der Natur, sowie durch die pädagogischen Interaktionen der Erwachsenen.

Dieser Anspruch ist leitend für uns!

Selbstständigkeit und Partizipation

Partizipation ist für uns eine entscheidende und wichtige Grundhaltung in allen Lebensbereichen.
Wir verstehen darunter die aktive Beteiligung im Sinne von Mitbestimmung, Mitgestaltung und Mitverantwortung.

Wir nehmen Kinder ernst und schätzen ihre Meinung. Kinder sind Experten in eigener Sache.

Die Kinder haben das Recht ihre Meinung zu äußern, ihre Interessen mitzuteilen und Bedürfnisse und Wünsche zu formulieren. Uns ist bewusst, dass sich dieses Recht im Kontext zum Alter und der Reife des Kindes bewegt.

Die Kinder lernen:

  •  Ihre eigene Meinung zu bilden und zu äußern
  • Bedürfnisse in Worte zu fassen
  • Möglichkeiten zur Konfliktbewältigung anzuwenden
  • Verantwortung für sich und andere zu übernehmen
  • Meinungen und Standpunkte zu tolerieren und Kompromisse einzugehen
  •  Dinge zu hinterfragen und kritisch zu sein
  • Zuhören und Aussprechen zu lassen
  • Entscheidungen zu treffen
  • Stärken zu schätzen und selbstständig zu handeln.

Wir schaffen folgende Gelegenheiten, um diese Ziele zu erreichen:

In Gesprächsrunden werden gemeinsame Regeln für bestimmte Teilbereiche der Gruppe aufgestellt. Die Regeln werden gemeinsam hinterfragt und bei Bedarf verändert.

Weiterhin werden in diesen Situationen Aktivitäten geplant, Ausflüge besprochen und Abstimmungen getroffen. Die Kinder sammeln so erste demokratische Erfahrungen. Sie erkennen, dass jede Stimme gleichwertig zählt und erfahren Meinungen und Rückmeldungen von anderen. Sie erfahren, dass sich Zuhören lohnt und das es bereichernd ist, andere aussprechen zu lassen und gleichzeitig selbst gehört zu werden.

Bedürfnisse des Kindes

Jeder Mensch hat Bedürfnisse. Einige davon verändern sich im Laufe des Lebens und der Entwicklung, die Grundbedürfnisse aber, unter denen man die elementaren, lebensnotwendigen  Bedürfnisse eines jeden Menschen versteht, deren Erfüllung er braucht um sich gesund zu entwickeln, zu lernen und zu handeln, bleiben konstant. Man unterscheidet zwischen psychologischen und physiologischen Grundbedürfnissen.

Psychologische Grundbedürfnisse

  • Bindung und Zuneigung
  • Anerkennung und Wertschätzung
  • Sicherheit und Geborgenheit
  • Kompetenz und Autonomie

Physiologische Grundbedürfnisse

  • Essen, Trinken und Schlafen
  • Sauberkeit und Körperhygiene
  • Körperliche Nähe und Zuwendung
  • Bewegung

Zu Beginn sind die Kinder komplett auf die Hilfe von Erwachsenen bzw. ihren Bezugspersonen angewiesen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Nach und nach sollen sie aber dabei unterstützt werden, Bedürfnisse kennen zu lernen, sie zu benennen, zu äußern und sich diese soweit wie möglich selbstständig zu erfüllen. Wie z.B. selbstständiges Trinken oder Essen, lernen auf die Toilette zu gehen oder zu sagen, dass man müde ist. Ihr Kind in diesen Vorgängen zu unterstützen und ihm mit wertschätzender positiver emotionaler Zuwendung zur Seite zu stehen, ist eine zentrale Aufgabe der Krippe.